Warum der DAX Höchststände erreicht

Am letzten Freitag (3. Mai) hat der DAX die Marke von 8100 übersprungen. So hoch stand dieser deutsche Börsenindex noch nie.

Die Analysten und Journalisten sind auch schnell zur Stelle, für dieses Ereignis Gründe zu benennen. Beispielsweise der überraschend positive amerikanische Arbeitsmarktbericht für den April. Als weiterer Grund für den fulminanten Kursanstieg wird die Geldpolitik der EZB genannt. Immerhin hatte die EZB die Leitzinsen weiter gesenkt.

Mag sein, dass diese Erklärungen stimmen. Letztlich bin ich aber skeptisch, ob solches Benennen von Gründen überhaupt weiterführt. Im Nachhinein lassen sich immer leicht plausible Gründe finden. Und wir Menschen haben das starke Bedürfnis, zu allem was geschieht eine Erklärung zu bekommen. Sei sie nun zutreffend oder nicht.

Ist im Mittelalter zum Beispiel die Milch unerwartet schnell schlecht geworden, so wurde Hexerei dafür verantwortlich gemacht. Und bei einem Erdbeben jüngst im Iran, habe ich gelesen, machten die Betroffenen das dunkle Wirken der amerikanischen CIA verantwortlich. Hauptsache, man findet irgendeinen Grund.

Und mein Eindruck ist, dass es bei den Versuchen, das Börsengeschehen zu erklären, letztlich nicht viel anders ist. Hauptsache, man hat eine einigermaßen plausibel kling ende Begründung. Das Interessante ist ja, dass es kaum eine Möglichkeit gibt, solche Begründungen zu verifizieren.

Man überlege sich einmal, welcher Aufwand an wissenschaftlicher Forschung tatsächlich notwendig wäre, um sauber zu belegen, dass tatsächlich die positiven US-Arbeitsmarktzahlen für den jüngsten Kurssprung verantwortlich sind. Man müsste tausende Anleger und Investoren befragen, müsste statistische Auswertungen erstellen. Man müsste sich sich alle Börsengeschehen der Vergangenheit ansehen, bei denen ähnlich positive Arbeitsmarktzahlen bekannt gegeben wurden. Etc. etc.

Eigentlich seltsam, dass keiner diesen (wissenschaftlichen) Aufwand betreriben möchte. Wie gesagt, es geht nicht darum, eine wirklich stichhaltige Erklärung gefunden zu haben, sondern nur eine, die einigermaßen plausibel klingt. Fertig.

Damit ist aber auch klar, dass solche schlecht bewiesenen Schein-Begründungen für Kapitalanleger letztlich wertlos sind. Sie beruhigen zwar, aber sie helfen nicht weiter bei künftigen Anlageentscheidungen. Oft gerade – leider – schaden sie sogar. Denn die Leute stellen gerne Regeln auf, nach dem Motto: „Immer wenn die US-Arbeitsmarktzahlen positiv sind, steigen die Kurse.“

Dann erlebt man aber eine zum Teil böse Überraschung, wenn mal tatsächlich zwar die Arbeitsmarktzahlen positiv sind, die Kurse aber dennoch in den Keller gehen.

1 Kommentar
  1. Christian
    Christian sagte:

    Und wenn man Inflation und Dividenden (der Dax ist ein performanceindex) herausrechnen würde, wäre es kein Höchststand.

    Antworten

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