George Soros – Seine Anlagestrategie

Ich lese gerade das Buch von Robert Slater über George Soros. Soros hat einen legendären Ruhm als Investor und Manager des Quantum-Hedgefonds. Seit 1969 erzielt dieser Fonds unglaubliche Gewinne.

Berühmt wurde George Soros vor allem durch seine Spekulation gegen das britische Pfund und die britische Notenbank. Am Ende schied das Pfund aus dem Europäischen Währungssystem aus und Soros verdiente beinahe 2 Milliarden USD. Manche glauben, dass die Ereignisse damals eine wichtige Weichenstellung dafür waren, dass die Briten heute nicht im Euro-Raum sind.

Das Buch von Slater hat viele interessante Aspekte. Ich beleuchte hier, soweit möglich, Soros‘ Anlagestrategie …

Alles, was ich über Soros weiß, weiß ich indirekt über Slaters Buch. Dem entsprechend blieben mir wahrscheinlich die letzten Geheimnisse von Soros verborgen. Dennoch wage ich ein paar Gedanken zu seiner Anlagestrategie.

Auch Soros lag oft genug daneben

Interessant ist nämlich zunächst, dass Soros neben seinen zahlreichen Erfolgen auch viele Misserfolge hatte. Hier einmal ein paar Beispiele:

  • In den 1970er-Jahren: Fehlspekulation mit Olivetti-Aktien.
  • In den 1970er-Jahren: Fehlspekulation mit Fremdwährungen.
  • In den 1970er-Jahren: Fehlspekulation mit Aktienoptionen auf Sprague Electric.
  • 1981: Soros verliert mit US-Anleihen ca. 80 Mio USD.
  • 1987: mit einem Verlust von ca. 200 Mio USD gehört Soros zu einem der größten Verlierer des Aktiencrashs 1987.

Soros selbst sieht sich durchaus nicht als perfekten, unfehlbaren Spekulant. So wird er in Slaters Buch mit folgenden Worten zitiert (S. 86):

„Die Menschen sind ganz einfach auf dem Holzweg, wenn sie denken, ich sei unfehlbar. Denn wie jeder andere auch … mache ich Fehler. Worin ich aber durchaus besser bin als die breite Masse, ist das das Erkennen meiner Fehler … Das ist der Schlüssel zu meinem Erfolg.

Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen

Ich denke, dass die von mir hervorgehobene Passage wichtig ist, um Soros‘ Erfolgsstrategie zu verstehen.  Dass er mit seinen Einschätzungen und Spekulationen hin und wieder daneben lag haben wir gesehen, sein Erfolgsgeheimnis bestand also nicht in der Güte seiner Prognosen. Was vielmehr ein wesentlicher Bestandteil seines Erfolgs war, war eine Stop-Loss-Strategie.

Hier eine Beschreibung von Soros‘ Vorgehen aus Slaters Buch (S. 85):

„[Soros] stellte eine Hypothese auf, un auf deren Basis ging er eine Investmentposition ein. Dann wartete er ab, um zu sehen, ob seine Hypothese bestätigt würde. War das der Fall, baute er seine Position aus … Erwies sich seine Hypothese jedoch als falsch, dann handelte er umgehend. Er stieg aus der Position aus.“

S. 100: “ Wenn [Soros] feststellt, dass sich eine Situation nicht zu seinen Gunsten entwickelt, dann steigt er aus.“

Diese Strategie könnte man auch so auf den Punkt bringen: „Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen“. Und exakt diese Stop-Loss-Strategie ist etwas, was Soros von der Masse der Anleger unterscheidet. Sehr viele Anleger gehen genau umgekehrt vor: „Gewinne begrenzen, Verluste laufen lassen“.

Erfolgsstrategien widersprechen der Intuition

Der typische Anleger steigt bei sich abzeichnenden Gewinnen zu früh aus, unterstützt durch solche Sprüche wie: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden“.

Geht es aber einmal in die falsche Richtung, dann lassen typische Anleger die Verluste größer und größer werden. Auch dies wird durch einen vermeintlich klugen Spruch untermauert: „Niemals mit Verlusten verkaufen.“

Es gibt gute Argumente dafür, dass die Erfolgsstrategie „Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen“ der menschlichen Psyche entgegensteht. Danach zu handeln fällt sehr, sehr schwer, weil es unserer Intuition widerspricht, und außerdem unserem Selbstwertgefühl.

Eine Position schnell zu schließen, weil sie ins Minus läuft, heißt so viel wie zuzugeben, dass man sich getäuscht hat. Und sehr viele Menschen haben ein Problem damit zuzugeben, dass sie nicht recht hatten. Lieber sagen sie: „Das Investment macht zwar jetzt Verluste, aber die Entscheidung dafür war dennoch richtig, denn – du wirst sehen – am Ende werde ich hier große Gewinne gemacht haben …“

Genau deswegen, weil die Strategie „Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen“ so sehr der Intuition bzw. der Psyche der meisten widerspricht: genau deswegen gibt es so wenig erfolgreiche Investoren wie George Soros.

Und wohlgemerkt: Das hat nichts, rein gar nichts mit der Prognosefähigkeit zu tun, nichts mit Chartanalyse, Fundamentalanalyse oder ähnlichem. Es hat viel mehr mit dem richtigen Verhalten, der richtigen Strategie zu tun.

Für Erfolgsstrategien braucht man vor allem eines: Disziplin.

Genau genommen ist Soros‘ Erfolgsstrategie eine Art eines guten Risikomanagements. Wer mein Weblog hin und wieder liest, weiß, dass das meine These ist: Niemand hat die Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen; das einzige was man als Anleger vernünftigerweise tun kann, ist eine Risikomanagement-Strategie konsequent und diszipliniert umzusetzen.

Die genannte Stop-Loss-Strategie von Soros ist nur ein Beispiel für eine gute Risikomanagement-Strategie. Es gibt auch noch andere. Und weil fast generell vernünftige Risikomanagement-Strategien der normalen Intuition zuwiderlaufen, fällt es den meisten sehr schwer, diese Strategien tatsächlich umzusetzen.

Dazu bedarf es seelische Überwindung und sehr, sehr große Disziplin. Und genau das kann ein (echter) Profi leisten. Echte Finanzprofis (wie beispielsweise Soros) glänzen nicht durch ihre richtigen Prognosen. Die sind oft genug ziemlich falsch. Echte Profis glänzen vielmehr durch die konsequente und disziplinierte Umsetzung einer guten Anlagestrategie.

George Soros war sehr wagemutig

Die richtige Strategie ist eine Minimalanforderung für gutes Investieren. Dadurch wird man sicherlich noch kein solch herausragend erfolgreicher Spekulant, wie es George Soros war. Bei ihm kam noch ein sehr wichtiger Faktor hinzu: er war sehr, sehr mutig. Immer wieder ging er extreme Wetten ein, setzte alles auf eine Karte. Insbesondere spekulierte er mit Vorliebe gegen den allgemeinen Trend. Er versuchte solche Investments ausfindig zu machen, die von der großen Masse unbeachtet waren. Und er wettete gerne auf den Kursverlust solcher Anlageformen, die gerade „im Trend“ bzw. „in Mode“ waren.

Um sich auf diese Weise gegen den Strom zu stemmen, dazu gehört eine enorme Nervenstärke. Das ist meiner Meinung nach einer der Schlüsselfaktoren für Soros‘ Erfolg. 

George Soros hatte auch schlicht Glück

Soros ging nicht selten sehr extreme Wetten ein, bei denen er auch alles hätte verlieren können. Dass diese Wetten gut gingen, dazu kam noch ein sehr wichtiger letzter Punkt hinzu: Soros hatte ungewöhnlich häufig schlicht und einfach Glück gehabt.

Nehmen wir als Beispiel Soros‘ Supercoup, als er 1992 grandios gegen das britische Pfund spekulierte. Ja, Soros lag damals richtig und er wagte viel. Er hatte aber auch unglaubliches Glück, dass in dieser Zeit, am 15. September 1992, der damalige Bundesbank-Chef Schlesinger ein unbedachtes Interview gab.

Das Handelsblatt berichtete darüber: „Schlesinger schließt nicht aus, dass auch … die eine oder andere Währung in Druck geraten könnte…“ Diese Meldung schlug ein wie eine Bombe, so dass das Pfund am nächsten Tag an den Devisenmärkten einen sog. Schwarzen Mittwoch erlebte.

Soros‘ verdiente mit seiner Spekulationen gegen das Pfund Milliarden, er hatte aber auch unfassbares Glück, dass Schlesingers Interview (wofür Soros nichts konnte und das er nicht im Traum erahnen konnte) diese Folgen hatte.

Auch das eine These von mir: Um ein guter Investor zu werden, genügt es, eine gute Anlagestrategie konsequent und diszipliniert umzusetzen. Um ein herausragender Investor zu werden braucht man vor allem eines: Glück.

Fazit

Soweit ich es aus Slaters Buch beurteilen kann, kombinierte George Soros eine professionelle Risikomanagement mit zum Teil halsbrecherischem Wagemut. Dass dieser Wagemut sich unterm Strich auszahlte in Form exorbitanter Renditen hat auch viel damit zu tun, dass Soros einfach Glück hatte.

Soros‘ Anlagestrategie kann man in den Punkten Risikomanagement und Wagemut kopieren. Der Faktor Glück ist aber nicht beliebig reproduzierbar. Selbst wenn es jemanden gelänge, Soros in seinem Anlageverhalten vollständig nachzuahmen, kann es durchaus sein, dass er nach kürzester Zeit mit einem Totalverlust dasteht.

2 Kommentare
  1. Sascha für ETFSuche.de
    Sascha für ETFSuche.de sagte:

    Hallo!

    Was Sie schreiben würde ich 100%ig unterschreiben. Erfolgreiche Menschen sind NICHT erfolgreich, weil Sie immer alles richtig machen, sondern weil Sie ihre Fehler erkennen und abstellen können. Siehe (den m.E. interessantere) Starinvestor Warren Buffett oder auch Bill Gates, von dem der Satz stammen soll, dass das Internet nur eine nette, aber unproduktive Spielerei sei. Als er seinen Fehler aber erkannte, machte Microsoft (wenn auch mit fragwürdigen Methoden) den Konkurrenten Netscape in Rekordzeit „platt“.

    Gruß, Sascha!

    PS: Nichtsdestotrotz wusste schon Kostolany, dass man an der Börse 4 Gs braucht: Geld (zum investieren), Gedanken (und zwar EIGENE), Geduld (es sei denn man will nur traden) sowie Glück (kann ja nie schaden!).

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