Neue Absurditäten aus Rißes Buch „Die Inflation kommt“

Ich habe ja bereits einen Beitrag über das Buch „Die Inflation kommt“ von Stefan Riße geschrieben (Link dorthin). Das Buch amüsiert mich, weil wirklich ein Widerspruch dem nächsten folgt. Manchmal sogar im selben Absatz.

Ein Widerspruch ist dann gegeben, wenn gleichzeitig etwas und sein Gegenteil behauptet wird. Beispielsweise wenn jemand sagt: „X ist ein Mann“ und ein paar Minuten später: „Derselbe X ist kein Mann“. Beide Aussagen können nicht beide zusammen wahr sein. Entweder das eine oder das andere. Als Mathematiker bin ich vielleicht besonders sensibel für Widersprüche.

Wenn jemand sich in Widersprüche verwickelt, dann kann man von keiner in sich geschlossenen, konsistenten Argumentation sprechen. Und wie gesagt, stolpere ich bei Riße von Widerspruch zu Widerspruch. Nachfolgend wieder ein paar Beispiele …

Ein Händler, der Waren zum Nulltarif bezieht und dann durch Nicht-Verkauf reich wird

Riße schreibt auf Seite 117:

„Die Banken profitieren am stärksten von der Null-Zinspolitik der US-amerikanischen Notenbank. Das Kerngeschäft besteht darin, Geld zu verleihen. Der Zins ist der Preis für das Geld. Da die Banken dieses momentan quasi zum Nulltarif bekommen, sind sie wie ein einzelhändler, der seine Ware fast geschenkt bekommt, sie aber noch immer zu anständigen Preisen weiterverkauft, denn bei Verbrauchern und Unternehmen sind die massivsten Zinssenkungen der Geschichte bisher nur sehr zögerlich angekommen. Immer wieder hört man vor allem vom Mittelstand, wie schwierig die Bedingungen sind, um an Kredite zu kommen. „

Also: Das Kerngeschäft der Banken beschreibt Riße so, dass die Banken Geld an Unternehmen und Privatpersonen verleihen. Und dieses Geschäft können sie derzeit so günstig wie nie betreiben, weil die Refinanzierungskosten nach Riße derzeit so niedrig wie nie sind. Da ist doch offenbar etwas unlogisch.

Wie nun? Entweder ist der Geldverleih ihr Kerngeschäft oder nicht? Wie nun? Banken können so günstig wie nie ihr Kerngeschäft betreiben, tun es aber nicht? Irgendwas passt hier nicht zusammen.

Die Banken enthalten das Geld den Unternehmen und investieren in Unternehmensanleihen

Aber um die Absurdität ins Extrem zu treiben, muss man Rißes Buch auf Seite 198 aufschlagen. Dort schreibt er:

„Ich bin druchaus mit den meisten Ökonomen einig, dass eine Inflation der Verbrqucherpreise nicht unmittelbar bevorsteht, es sieht zurzeit eher danach aus, dals dass die gigangtische Überschussliquidität erneut zu einer Blasenbildung am Finanzmarkt führen könnte. Wo, ist wie immer leider schwer vorauszusagen. Unternehmensanleihen wären eine Möglichkeit. Im ersten halbjahr 2009 wurden Neuemissionen im Wert von 1.100 Milliarden Dollar auf den Markt gebracht und den Emittenten nur so aus den Händen gerissen…“

Riße bemängelt also auf Seite 117 (und auch an anderen Stellen), dass die Banken viel Liquidität von den Zentralbanken einsammeln, diese aber nicht an die Realwirtschaft weiterleiten, Stichwort Kreditklemme. Auf Seite 198 spricht er plötzlich davon dass Milliarden von Dollarn über Unternehmensanleihen an die Unternehmen fließen. Die Unternehmen gehören ja wohl zur Realwirtschaft. Also was ist falsch? Das mit der Kreditklemme oder das mit den Unternehmensanleihen? Beides zusammen geht nicht.

Schwarze Schimmel

Hier noch ein Bonbon (S. 72):

„… gemeint sind Investmenttrusts, also gewissermaßen eine frühe und sehr spekulative Form von börsennotierten Private-Equity-Gesellschaften.

Solche Investmenttrusts schossen [in den 20er-Jahren] wie Pilze aus dem Boden. Ihr Ziel: das Geld in aktien zu stecken, die möglichst schnell an Wert gewinnen sollten…“

Also: Nach Riße sind die Investmenttrusts der 1920er-Jahre eine Form von Private-Equity-Gesellschaften, die in börsengehandelte Aktien investieren. Nun steht „Private Equity“ im Gegensatz zum „Public Equity“. Mit letzterem sind genau börsennotierte Aktien gemein. Wohingegen „private Equity“ für nicht-börsennotiertes Eigenkapital steht. Also beispielsweise Beteiligungen an Firmen, die noch nicht an der Börse sind.

Eine „Private-Equity-Gesellschaft, die in börsennotierte Aktien investiert“ ist ungefähr dasselbe wie ein schwarzer Schimmel. O je! Kann ich da nur sagen.

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